Sonntag, den 19.03.2023, Gastbeitrag von Goggo


Kriterien für den Umgang mit Tonbandstimmen bzw. Electronic Voice Phenomenon (EVP)

Wer hier auf der Seite landet, mag ja unterschiedliche Motive und Erfahrungen haben. Bevor man Einspielergebnisse vorschnell überinterpretiert, sollte man sich über ernsthafte Kriterien für eine mögliche Paranormalität der Stimmen bewusst sein, bei deren Erfüllung das Phänomen überhaupt erst interessant wird. Hierzu einige Anregungen und Beispiele.

Ich mache seit 1993 Experimente mit Tonbandstimmen, hauptsächlich per Radio/Mikromethode oder EVP-Maker. Ich kam zu den Tonbandstimmen, weil es eines der wenigen paranormalen Phänomene ist, welches man selbst ausprobieren kann und weil mir für die Chance, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende ist, hier eher Antworten möglich sind als in der Religion. Ich nehme das Electronic Voice Phänomen allerdings nicht nur als Spielerei und Freizeitbeschäftigung oder puren Trost in Trauersituationen wahr, sondern habe ein Interesse für die wissenschaftsorientierte Aufarbeitung und für technische Überlegungen. Bei aller Faszination beschäftige ich mich insofern auch mit Skeptiker-Argumenten dazu. Skeptiker haben ja durchaus gewichtige Argumente gegenüber dem Phänomen, aber selten genügend eigene Erfahrungen damit. Ich bin trotz all der Jahre an Einspielungen mit durchaus faszinierenden Ergebnissen bezüglich einer übernatürlichen Erklärung des Phänomens ergebnisoffen. Ich habe immer nur Einspielungen akzeptiert, die von Anfang an recht deutlich zu hören waren und gleichzeitig einen sinnvollen inhaltlichen Bezug genommen haben. Zwar habe ich Stimmen nachbearbeitet, wenn sich dadurch Erkennbares verändert hat, habe ich sie verworfen.

Die Radio-/Mikrofonmethode erschien mir trotzt interessanter Ergebnisse irgendwann zu anfällig für Selbsttäuschungen. Das Einschlagen von deutschen Sendern mit zufälligerer Sinnhaftigkeit war mir dabei zu groß. Beim EVP-Maker, einer Software, die bekanntlich Klangmaterial bis zur Unkenntlichkeit zerhackt, schien mir die Frage eines Sendereinschlags ausgeschlossen zu sein. Ich nahm als Audiomaterial meist eine Sprachaufnahme meines verstorbenen Vaters. Dies entwickelte sich vielleicht durch den persönlichen Bezug zu meiner erfolgreichsten Einspielmethode. Trotz der immer gleichen Grundlage gab es ständig wechselnde Aussagen. Das Wortmaterial aus dem Original und das, welches sich zerhackt als Durchsagen ergab, stimmte weniger als 10 % überein und betraf auch nur unbedeutsame Worte. Die Einstellungen des Zerhacken änderte ich natürlich manchmal. Ansonsten nahm ich auch Aufnahmen einzelner Phoneme als Audiomaterial.

Ich habe relativ oft Rückwärtsstimmen, bin aber etwas vorsichtig, da es ja auch das von EVP völlig unabhängige Wahrnehmungsphänomen der akustischen Palindrome gibt. Es gibt tatsächlich viele Sätze, die sich bilden lassen und die in ihrer Spiegelung wiederum einen sinnvollen Satz ergeben, wenn auch nicht immer einen sinnvollen Gesamtzusammenhang durch die Spiegelung. (Wen es interessiert, hier klicken)

Ebenso habe ich auch Einspielungen zusammen mit angeblich medial begabten Personen durchgeführt. Dabei kam es durchaus zu erstaunlichen Ergebnissen. Allerdings wenn man von der angeblichen Begabung weiß, ist auch die Erwartungshaltung auf ein Gelingen recht groß. Ghostbox-Apps haben mich bislang nicht überzeugt. Sie erscheinen mir fast wie ein Spielzeug und beinhalten oft nur vorgefertigte Rückwärtssprache als Material.

Hier nun zu Unterscheidungsmöglichkeiten zwischen verschiedenen Graden an Wahrscheinlichkeit der Paranormalität der Stimmen (um das Wort Beweise erstmal zu vermeiden). Hierzu gehören

a) eine „deutlich“ hörbare Stimme/ Durchsage

„Deutlich“ ist zunächst einmal subjektiv und relativ. Entweder müssten viele Personen die Stimme als solche und den Inhalt identisch erkennen oder z. B. ein Speech-to-Text-Programm entsprechende Ergebnisse bringen. Hier sind allerdings in der Praxis schnell

Grenzen bezüglich des Abhörens durch viele Personen gesetzt. „Deutlich“ kann hier also eher heißen, dass die Stimme und ihr Inhalt sehr klar, ohne große Störgeräusche oder Verzerrungen und ohne eine Vorerklärung zu verstehen ist.

b) zusätzliche Kriterien

  • sinnvolle inhaltliche Aussage, also kein austauschbarer Kauderwelsch
  • Direkte inhaltliche Bezugnahme der Antwort auf die Frage
  • Nennung von Namen entweder des Fragestellers oder des Angerufenen, insbesondere mit vollständigem Namen oder mindestens Nachnamen
  • Eigene Grammatik und Ausdrucksweise (wie ungewöhnlicher Satzbau, Sprachenmix)
  • Verwendung seltener Wörter, die zur kommunizierten Thematik passen
  • Sinnvolle, bezugnehmende und deutliche Aussagen in der Rückwärtsform der Stimme
  • Umformung des angebotenen Sprachmaterials in einer Weise, die nicht zufällig erscheint, z.B. Umformung von Gesang zu liedtextuntypischem Inhalt.
  • Eine auffällige Länge der Durchsage von mindestens fünf Wörtern, die einen Zusammenhang ergeben
  • Inhaltlich auf ITK bezogene Antworten (zu Kontaktmethoden, zu Kommunikationsproblemen, zur Glaubwürdigkeit des Kontaktes)
  • Inhaltlicher Bezug zu persönlichen Themen des Fragestellers
  • Nachprüfbarerer prognostischer Charakter von Durchsagen

c) Hoher Grad an Auffälligkeiten

Je mehr dieser Kriterien gleichzeitig zutreffen, desto weniger wäre die Stimme durch skeptische Argumente erklärbar. Ein Beweis für ihre Paranormalität ist damit aber noch nicht geliefert. Man sollte sich bewusst sein, dass

  • die Stimmen sich weitgehend nicht mit den allgemein anerkannten wissenschaftlichen Kriterien erfassen lassen,
  • der Einspieler sich einer akustischen Täuschung oder seiner Erwartungshaltung erliegen kann.
  • Der Einspieler die Ergebnisse eventuell unbewusst selbst auslöst.

Um entsprechende Überlegungen nachvollziehen zu können, sind hier einige Stimmenbeispiele aufgeführt, die im Einzelnen zwar nicht alle Kriterien auf einmal erfüllen, mich jedoch einst zu weiteren Aktivitäten in Sachen EVP motivierten.

Viele Grüße,
Goggo

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Eigene Erfahrungen? Fragen? Anregungen? ….dann schreibt einfach eine kurze Nachricht oder besuche unser Forum!

Einspielungen

raudive.de Voice-Box

Erläuterung von Goggo:

  • Nr. 2 vom 7.1.1994, Radio-Methode, MW, gewobbelt. Ich war damals neugierig bezüglich einer Erklärung für die Entstehung von Kornkreisen. Ich halte sie heute für einen Fake, wozu diese Antwort hier auch beitrug. 3x wiederholt höre ich hier: “Kornkreise nicht alles bedeuten!” Dass ich nach Kornkreisen frage und dieses für Radiosendungen irgendwie seltene Wort (insbesondere beim Wobbeln) dann auch in der Antwort zu hören ist, ist schon bemerkenswert.

Audio im Original:


Erläuterung von Goggo:

  • Nr. 9 vom 5.6.2000, Radiomethode, MW, Jürgenson-Welle (?). Ich bat um Kontakt. 3x wiederholt höre ich hier: “Wollen wir sprechen Helmut” (Vorname d. Red. geändert). Das Gleiche  rückwärts: “Diese Nachricht hört ihr?” – Tja, ich hoffe, ihr hört es auch. Wenn ja, macht es ja irgendwie Sinn.

Audio im Original:


Erläuterung von Goggo:

  • Nr. 58 vom 16.9.2008, EVP-Maker, Tonmaterial Stimme meines verstorbenen Vaters, sehr starke Zerhackung. Ich bat meinen Vater um ein Zeichen. Die Antwort: “Ich freu mich. Du bist Partner.”

Audio im Original:


Anmerkung zum Abhören der Stimmen:
Vorteilhaft sind Kopfhörer für die akustische Wiedergabe. Sollten Sie dennoch Schwierigkeiten haben die Stimmen zu verstehen, ist dies anfänglich als “normal” zu betrachten. Es bedarf oftmals einer gewissen Übung zum richtigen Hören. Der speziellen Charakteristik zu den ungewöhnlichen Rhythmen und Tonhöhen, ihrer eigenartigen Ausdrucksweise und Intensität unterliegt meist einem gewissen Lernprozess. Weitergehende Informationen erhalten Sie in diesem Artikel: “Wie man die Stimmen hört”

Der letzte Kommentar und 3 weitere Kommentar(e) müssen genehmigt werden.
2 Kommentare
  1. Tom
    Tom sagte:

    Spannend. Danke für die Daten. Generell finde ich es seltsam dass sich aus dem Stimmen die sich bei Jürgenson ja im Garten auf Band gezaubert haben eine Technik wurde bei der man sehr oft Radiowellen nutzt. Da wird dann die fremdsprachige Mittelwelle angeworfen und das was kommt wild interpretiert. Das hat für mich dann auch nichts mehr mit “man muss sich einhören” zu tun sondern mit dem Möchtegern Effekt. Dasselbe ja wenn geschätzte Menschen wie Senkowski und andere einem Sachen vorspielten und davor sagten was man hört. Sagten Sie es nicht hörte man es auch nicht. Ein bekannter Effekt, klar. Schön dass Du es dir nicht so zurecht rückst, das Beispiel mit deinem Vater erscheint mir als bestes von allen. Am beeindruckendsten von allem war natürlich was Holmes so aufnahm. Stimmen so klar wie aus der Telefonzelle und Nachrichten die extrem spannend waren. Indes zweifle ich noch heute an der Realität und naja, er nahm das Geheimnis mit auf die andere Seite welche, auch wenn TBS nicht immer glaubhaft sind, zweifellos besteht. Man fragt sich wie bei den Außerirdischen doch gerne warum sie es uns so schwer machen? Muss man sich nur im Rauschen zeigen. Kann man nur von banalen Dingen sprechen. Wäre es nicht deutlich besser wenn man uns schon helfen will vermisste Personen aufzuspüren oder Morde auf zu klären. Wie auch immer, ein tolles Thema, leider verwaisen die passenden Seiten auch im deutschen Netz und die links führen ins nichts, die Welt ist also im materiellen Griff und die meisten befassen sich mehr mit den News des Tages als dem Thema woher wir kommen und wohin wir gehen. Vielleicht aber ist das ja sogar so geplant, ich indes könnte das so nicht handhaben und suche weiter, wenngleich ich an dem danach keine Zweifel mehr habe. Liebe Grüße

    Antworten
    • Max
      Max sagte:

      Hallo Tom,

      danke für deine beiden ausführliche Kommentare.

      Ja, warum kann man nicht einfach wie mit dem Telefon zu/mit dem Jenseits sprechen!? Gute Frage. Der bin ich auch schon lange hinterher. Und warum ist das alles immer so leise, kompliziert und zweideutig? Zum verzweifeln. Stimmt. Es wird einem nicht so einfach gemacht, oder, “…man bekommt das was man braucht und nicht das was man will”. Es werden keine Mörder gefunden, keine Lottozahlen preisgegeben und nicht der Aufenthaltsort seiner Traumfrau genannt. Blöd. Es könnte so einfach sein. Dagegen muss man um Ecken denken, zigmal wiederholt Einspielergebnisse abhören und dann ist noch Garagentorbreit die Interpretation offen.
      Zu dieser Thematik erinnerte ich mich an 2 Postings, welche ich mal verfasst habe:

      https://raudive.de/schon-mal-zweifel-gehabt/
      https://raudive.de/schwingung-frequenz-hoeren/

      Beides Themengebiete, die diese Gefühle der teilweisen Ohnmacht und streckenweise Frustration eben alles hinzuschmeißen, umreißen.
      Doch wie ich lese, hast du ja schon tiefgreifende Erfahrung in RF. Interessant und einen Dank für diese Einblicke. Vll. hättest du Lust, diese Ausführungen noch zu intensivieren und ausführlicher zu kommentieren? Ich denke schon, dass das für viele Thema sein könnte aber mangels Erfahrungsberichte ein stiefmütterliches Dasein fristet. Lass doch im Forum bei uns einen Bericht deiner Erfahrung da, es wäre eine Bereicherung….denke ich.

      LG, Max

      Antworten

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